Schuhe aus dem 3D Drucker

Seit ein paar Monaten habe ich meinen Creality Ender 3, das ich 5 Jahre intensiv genutzt habe, mit einem Bambu Lab P1S ersetzt. Der Bambu Lab Drucker ist hochwertig und funktioniert einfach. Es ist kein Drucker für Tüftler, sondern für Leute, die einfach etwas drucken wollen, ohne groß rumzuspielen, debuggen oder kalibrieren. Mit dem neuen Drucker kann ich auch endlich problemlos größere Projekte angehen, und Drucke tätigen, die über mehrere Tage gehen.

Meine aktuellen Schuhe sind ziemlich gebraucht. Und da kam mir der spannende Gedanke: Warum nicht einfach neue Schuhe drucken? In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrung mit dem Druck und wie der neue Schuh ist.

Modell

Das Modell, was ich ausgesucht habe, findet sich auf Makerworld. Dort hat der Modellierer „CloudBerry“ ein paar hochwertige Modelle mit vielen überzeugenden Bildern hochgeladen.

Dieses Modell kann man einfach anpassen auf die eigene Schuhgröße. Man nutzt dafür die Skalierungstabelle in der Beschreibung, oder nutzt den grünen „Customizer“ Button (siehe Screenshot).

Material

Als weiches Material für die Schuhe eignet sich TPU Filament. TPU existiert jedoch in verschiedenen Ausführungen und Härtegraden.

Die offiziellen TPU Filamente von Bambu Lab kosten etwa 40€ pro Kilogramm und für dieses Projekt zu viel. Ich habe daher ein Filament einer anderen Marke bestellt.

Aktuell gibt es auf Amazon das Filament von Overture. Ich habe dieses Filament verwendet. Der Nachteil von diesem Filament ist, dass man es nicht zusammen mit dem Bambu Lab AMS nutzen kann. Das hat einen Nachteil, den ich unten im „Post Processing“ erläutere. Abgesehen davon ist es aber halb so wild.

Dauer

Pro Schuh dauert der Druck etwa 28 Stunden. Also insgesamt 2 Tage und 8 Stunden für ein Paar.

Kosten

Das Filament hat mich 25€ gekostet. Ein paar Schuhe verbraucht etwa 700 Gramm Filament. Dadurch komme ich gerundet auf 18€ Materialkosten für ein paar Schuhe.

Die Stromkosten für 56 Stunden Druck mit TPU Filament sind etwa 3€. Die Gesamtkosten sind dadurch etwa 21 €.

Post-Processing

Supportmaterial bei TPU zu entfernen ist ein mühseliges Unterfangen, das nicht immer perfekt gelingt. Hier wäre die Nutzung von AMS fähigem TPU Filament vorteilhaft, um den Support mit einem anderen Material zu drucken (z.B. PLA). Dadurch lässt es sich problemlos entfernen.

Mit einem Teppichmesser und etwas Geduld kann man es aber entfernen.

Erster Eindruck

Der erste Eindruck ist sehr positiv entgegen meiner Erwartungen. Die äußere Hülle fühlt sich hochwertig und weich an.

Aufgrund der Beschaffung des innenraumes fühlt sich das Plastik wie Stoff an.

Beim Druck der Sohle wurde mehr Material genutzt. Dadurch ist sie härter, weniger elastisch als der restliche Schuh und hält Abnutzung eher stand..

Anprobe

Der Schuh hat auf Anhieb gut gepasst. Man kann damit laufen. Ich stelle keine ungemütlichen Durckstellen fest. Meine Frau hat mir auch mitgeteilt, dass sie sich mit mir und den Schuhen raus traut. Das ist schonmal was.

Fazit

Als Proof-Of-Concept ist das Drucken von Schuhen im häuslichen Büro ein großer Erfolg. Ich habe heute die Schuhe draußen zum ersten Mal zum Spazieren genutzt. Sie waren gemütlich zu tragen und haben keine Druckstellen verursacht.

Da die Schuhe keine Schnürsenkel haben, waren sie etwas locker. Ich müsste entweder dickere Socken anziehen oder eine Schuhsole einlegen. Ich denke, dass das Modell auf jeden Fall Verbesserungspotential hier hat. Aber es ist bereits eine große Errungenschaft, funktionierende Schuhe selber produzieren zu können.