Slow Digital Lifestyle

Die Anfänge des Internets waren relativ langsam. Der Weg zum Kommunizieren ging über synchrone Webanwendungen ohne Javascript. Neben den bestehenden Formen der Kommunikation wie Brief und Telefon gab es nun Shoutboxen, E-Mail, Foren und Blogs. Irgendwann gewannen die ersten Messenger wie ICQ und MSN Einzug, es war aber immer noch langsam: Man war aber dann erreichbar, wenn man die Anwendung wirklich auf dem Desktop-Rechner offen hatte. Es war also eine aktive Entscheidung, erreichbar zu sein.

Heute sieht die Landschaft etwas anders aus. Discord, Whatsapp und alle möglichen Messenger haben einen spektakulären Einzug in unser Leben erlebt. Sie haben die Art, wie wir miteinander kommunizieren nachhaltig verändert. Es war nie einfacher in Kontakt mit anderen zu bleiben. Unsere Smart-Geräte sind immer bei uns und teilen uns über Benachrichtigungen mit, wenn es was neues gibt. Vermutlich wird sich das sogar noch weiter entwickeln: Wir werden irgendwann über neuronale Schnittstellen miteinander kommunizieren, sodass wir Nachrichten direkt in unser Bewusstsein projizieren. Es wird sich wie Telepathie anfühlen.

Alles Gute hat aber auch seine Kehrseite: Diese Art von Kommunikation sorgt dafür, dass wir durchgehend weniger konzentriert sind. Es offenbart sich als „Brainfog“. Wir haben beispielsweise Schwierigkeiten konzentriert einen längeren Text zu lesen. Auch lernen wird schwieriger. Kommunikation wird so zum Stolperstein auf dem Weg sich zu bessern und neues zu lernen.

Der „Slow Digital Lifestyle“ bietet Hilfe dagegen: Wir treffen aktiv die Entscheidung, schlecht erreichbar zu sein. Man beteiligt sich an Medien, die keine gute Erreichbarkeit fordern (z.B. Blogs, Foren) und distanziert sich von Instant Messaging (wie Whatsapp), oder deaktiviert Benachrichtigungen. Es erfordert Disziplin, schlecht erreichbar zu sein.

Nachrichten

A man is literally what he thinks, his character being the complete sum of all his thoughts.

James Allen, As a Man Thinketh

Überall wo man hinschaut sind negative Nachrichten. Wenn man sie zu viel liest, dominieren sie das Bewusstsein und man entwickelt ein negatives Weltbild. Das beeinflusst am Ende das ganze Leben negativ, in dieser Hinsicht stimmt meine Beobachtung mit James Allens Aussagen überein. Dabei ist alles eigentlich ganz ok: Familienmitgliedern gehts gut, man hat ein Dach überm Kopf und ein wenig was zu essen. Mehr sollte es eigentlich nicht brauchen. Man kann seine mentalen Kapazitäten für andere Sachen nutzen. Ich habe beschlossen, einfach keine Nachrichten mehr zu lesen.

Nachrichten weiterlesen

Gute Tage

An manchen Tagen stimmt einfach alles. Man hat Urlaub, man macht mal andere Sachen, als arbeiten, lernen und essen. Ich habe an meinem Urlaubstag Wasserfasten betrieben. Seit zwei Tagen habe ich nichts anderes, als flüssiges und zuckerfreies (wie Kaffee oder Tee) getrunken. Ich spüre alles so viel intensiver und es ist so ein schönes Gefühl. Ich habe seit längerem wieder Zeit gehabt, mehr zu lesen, als ein paar Seiten. Sicher könnte ich auch an anderen Tagen zusätzlich Zeit fürs Lesen einplanen – aber ich mache es doch nicht, weil meine kleine Seele halt nur eine bestimmte Kapazität hat.

Gute Tage werden sehr bald enden. Und doch macht das Wissen an dieses Ende es so lebenswert und schön. Ich vergesse so oft, den gegenwärtigen Moment zu genießen.

Change of diet will not help a man who will not change his thoughts. When a man makes his thoughts pure, he no longer desires impure food.

James Allen – As a Man Thinketh

Lernen lernen

Vor kurzem habe ich wie so oft im Literaturbereich eines gewissen anonymen Bilderforums umhergeirrt. In diesem Literaturforum kommt oft die Frage, welche Selbsthilfebücher wirklich gut sind. Jemand hat da diesen Post erstellt und geteilt:

Ich finde so etwas ja sehr interessant. Was denken sich die Leute beim Posten solcher Vorschläge? Ist das nur ein Troll oder ist da was wahres dran?

Eines der Bücher kannte ich bereits: Atomic Habits. Die anderen kannte ich noch nicht. Vor ein paar Wochen hatte ich „Deep Work“ gelesen. Das war ein weiteres gutes Werk. Und gerade lese ich „Make it stick“. Auch das gefällt mir soweit sehr gut, ich bin aber noch nicht fertig damit. Nachdem ich damit fertig bin, werde ich mir auch „How to read“ durchlesen.

Für mich ist klar, dass es sich (bislang) um kein Trollpost handelt. Die Werke sind lesenswert und vermitteln interessante Informationen.

The Origin of Virtue

Aktuell lese ich von Matt Ridley das Werk „The Origin of Virtue“. Der Titel scheint an „The Origin of Species“ angelehnt zu sein. Ich habe vorher bereits ein paar Werke von Matt Ridley gelesen. Darunter beispielsweise „Genome“ und „nature via nurture“. Es ist schwer zu beschreiben, aber seine Werke über Biologie hinterlassen jedes Mal einen bitteren Nachgeschmack: Sie führen all unser Handeln auf einen evolutionsbiologischen Hintergrund zurück – es wird vermittelt, dass unser Handeln schlussendlich deterministisch ist. Ich empfehle die Werke nicht unbedingt, finde sie aber dennoch lesenswert: Es schadet nicht, Werke zu lesen, die das eigene Weltbild hinterfragen, die eine Diskussion mit sich selbst anregen. Genauso wie bei der Arbeit ist es meiner Meinung nach keine gute Sache, sich geistig in die Komfortzone zu begeben.

Beim Lesen solcher Büchern erfahre ich auch über mein Selbst. Die Gefühle, die beim Lesen wach werden, Informationen die mich auf- und anregen. Das Universum ist nach wie vor voller Rätsel, Geheimnisse und Überraschungen, die darauf warten, gelüftet zu werden.

Overengineering und KISS

Simple can be harder than complex: You have to work hard to get your thinking clean to make it simple. But it’s worth it in the end because once you get there, you can move mountains.

Steve Jobs

Als Softwareentwickler verdient man sein täglich Brot durch Problemlösen. Bevor man damit durchstarten kann, lernt man an einer Hochschule oder Uni wie man Software entwickelt. Man lernt verschiedene Entwurfsmuster, Anti-Patterns, Testarten, Getter, Setter, Programmierparadigmen, Objektorientierung und Sichtbarkeiten. Alles um die Softwarequalität zu erhöhen und gute zukünftige Softwareentwickler auszubilden.

Heutzutage besteht der größte Teil von Software aus sogenanntem „Boilerplate“-Code. Code, was keinen anderen Zweck hat um die sogenannte Softwarequalität zu erhöhen. Boilerplate baut auf Boilerplate auf. Man verbringt Zeit, Boilerplate-Code zu schreiben, verliert das eigentliche Problem schnell aus den Augen.

Mein Eindruck ist, dass in IT Projekten meistens die komplexere Lösung bevorzugt wird. Es wird dabei die Benutzererfahrung und das eigentliche Problem aus den Augen verloren. Am Ende wird das Leben für alle beteiligte schwerer, weil Debugging schwieriger wird, die Codebasis undurchsichtig wird und sich auch mehr potenzielle Fehler in mehr Code einschleicht.

Steve Jobs Aussage birgt große Weisheit in sich. Das Ganze kann man in dem KISS-Prinzip zusammen fassen. Auch meine Beobachtung spiegeln sich mit Steve Jobs Aussage wieder. Einfachheit ist nicht nur eine Sache, die man auf die IT beziehen kann, sondern auf das ganze Leben.

Two Point Hospital

Vor etwa 20 Jahren hatte ich mit meinem Kindheitsfreund ein Spiel namens „Theme Hospital“ gespielt. Es geht bei dem Spiel eigentlich um die Simulation eines Krankenhausmanagements. Du leitest ein Krankenhaus und führst betriebswirtschaftliche Entscheidungen. Diese Entscheidungen führen dazu, dass sich das Krankenhaus irgendwie entwickelt. Man kann beispielsweise seine Preise erhöhen, das führt dazu, dass weniger Patienten kommen. Man kann Medizinstudenten statt Ärzte einstellen und so seine Personalausgaben senken. Das hat aber zu Folge, dass öfter Patienten sterben und/oder die Diagnosen falsch sind. Es hat also alles seine Kehrseite und in dem Spiel gehts kurzum um Entscheidungen treffen. Man hat betriebswirtschaftliche Statistiken, die den Zustand des Krankenhauses widerspiegeln. Man bekommt regelmäßig Herausforderungen, mit denen man seinen Ruf verbessern kann.

Screenshot aus dem Spiel

20 Jahre später ist nun die Neufassung des Spiels für die Nintendo Switch erschienen und ich habs mir erworben.

Two Point Hospital weiterlesen