Ich bin ein großer Fan von Home Office. Überall, wo man kann (und will), sollte man auf Home Office setzen. Die Corona-Beschränkungen sind größtenteils ausgelaufen, die Home Office Pflicht wurde aufgehoben. Home Office rettet Leben. Nicht nur, weil sich so weniger Leute anstecken. Wir sparen durch weniger Pendeln auch Lebenszeit.
Ich will die Gelegenheit nutzen, um die Home Office Pflicht der letzten zwei Jahre in eine neue Perspektive zu versetzen und zu evaluieren. Wie viele Leben wurden durch die Corona Home Office Pflicht und Wegfall an Pendelzeit gerettet?
Annahme 1: Anzahl der Erwerbspersonen
In Deutschland gab es 2020 um die 46 Millionen Erwerbspersonen. Diese Zahl bekommen wir von den Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Annahme 2: Home Office Anteil
Damit man tatsächlich herausfindet, wie viele durch die Home Office Pflicht im Corona-Jahr betroffen waren, benötige ich den Anteil der im Home Office arbeitenden Beschäftigten vor und während der Corona Monate. Diese Zahlen habe ich aus der folgenden Statista Studie gezogen.
Ich bilde eine Differenz aus dem Anteil der im Home Office Beschäftigten während der Corona Monate mit denen der im Home Office Beschäftigten vor den Corona Monaten. Ich erhalte die folgenden Zahlen.
Mit diesen Zahlen lässt sich gut arbeiten. Die Datenreihe hat das Delta für ein ganzes Jahr, damit ich später tatsächlich die geretteten Leben in einem Jahr berechnen kann.
Annahme 3: Anzahl der Werktage
Nicht jeder Tag in der Woche ist ein Werktag. Für eine halbwegs realistische Berechnung benötigt man eine guten Wert für die Anzahl der Werktage pro Monat. Ich gehe bei der weiteren Berechnung von durchschnittlich 25,3 Werktagen pro Monat aus.
Annahme 4: Pendelzeiten
Ich muss ja irgendwie wissen, wie viel so ein Beschäftigter durchschnittlich täglich pendelt. Dafür habe ich eine weitere Statista Studie gefunden.
Durchschnittlich hat man in Deutschland an einem Werktag 60 Minuten gependelt.
Annahme 5: Durchschnittliche Lebenserwartung
Mich interessiert bei der ganzen Berechnung wie viele Menschenleben gerettet wurden. Ich berechne als erstes die Stunden, die man mithilfe der Home Office Pflicht kollektiv „gespart“ hat und berechne dies in Menschenleben um. Dafür benötige ich die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland.
Die Lebenserwartung in Deutschland betrug im Jahre 2020 bei Frauen 83,6 und bei Männern 78,9 Jahre. Für die weitere Berechnung nutze ich den Durchschnitt, also 81,25 Jahre.
Ein Jahr entspricht 8760 Stunden. In 81,25 Jahren verbringt eine Person in Deutschland also 711.750 Stunden Zeit.
Berechnung
Die ganze Berechnung habe ich ganz einfach in Excel durchgeführt. Als erstes wird mithilfe der Anzahl der Pendelzeit, Werktage, Erwerbspersonen und Home Office Differenz die Anzahl der Pendelzeit in Stunden berechnet. Dies teilt man dann durch die durchschnittliche Anzahl der Lebensstunden und bekommt so die Anzahl der Leben, die man durch die Home Office Pflicht gerettet hat. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus.
Der Home Office Anteil ändert sich über die Monate hinweg. Während dem Lockdown war dieser deutlich höher. Im April 2020 konnten 389 Menschenleben gerettet werden. Im November 2020 nur 169. Insgesamt hat man kumuliert auf ein Jahr von April 2020 bis April 2021 etwa 3.196 Menschenleben gerettet.
Diskussion
Man muss diese Zahl in Relation bringen. Laut dieser Statista Studie wurden von März 2020 bis April 2022 in Deutschland etwa 130.000 Tote verzeichnet. Das sind 25 Monate. Durchschnittlich sind das also 5200 Corona Tote pro Monat und kumuliert auf ein Jahr 62.400 Tote. In Relation zu den geretteten Leben durch Sparen an Pendelzeit ist dieser Wert deutlich höher. Im Rahmen der Home Office Pflicht wurde jedoch nicht nur Pendelzeit eingespart, sondern auch Kontakte vermieden. Dadurch gab es weniger Infektionen und Tote.
Ich fand es interessant nochmal für mich zu sehen, dass auch der Wegfall von Pendelzeit Leben retten kann. Dies kommt in kaum Diskussionen zur Geltung und ist auch in einer Post-Pandemie Zeit relevant.