Heute ist der letzte Tag des Ramadan. Irgendwie bin ich froh, ab Morgen wieder morgens den Kaffee zu trinken. Ich kann dem Duft von Kaffee morgens kaum widerstehen. Irgendwie bin ich aber auch wieder traurig. Der Ramadan endet, ein weiteres Jahr die Tage zählen, bis der Ramadan kommt.
In der modernen Welt haben wir keine Hungerprobleme, sondern Probleme mit Völlerei. Viele chronische Krankheiten sind die Folge dieser Fehlentwicklung. Der Ramadan vermittelt nach elf Monaten der Maßlosigkeit wieder das Gefühl, Lebensmittel wert zu schätzen und uns selber zu zügeln.
Wenn wir mal aufhören zu Essen und zu Trinken, dann haben wir endlich die Gelegenheit, mit klarem Kopf unsere Umgebung anzuschauen. Wir wissen nicht, was nächstes Jahr sein wird. Die letzten Jahre haben klar gemacht, dass das Außergewöhnliche immer mehr die Norm wird. Wir hatten eine Pandemie, Krieg in der Nachbarschaft. Neue Technik, die auf der einen Seite unser Leben verbessert, auf der anderen Seite neue Probleme erzeugt.
Wo werde ich nächstes Jahr zu Ramadan sein? Das ist ungewiss. Ich will aber teilweise auch weiterhin Intervallfasten betreiben oder zumindest weniger essen. Ich will das Leben und meine Mitmenschen mit vollstem Bewusstsein wahrnehmen.